OUT-Liste der 100 LGBT des Jahres

Das amerikanische Magazin OUT kürt jedes Jahr aufs Neue herausragende Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender und was es sonst noch für besondere Spielarten der Natur gibt. Die Wahl ist subjektiv, ganz klar. In Deutschland wäre es wohl schwierig eine solche Liste überhaupt voll zu bekommen. Aber in den USA ist ja vieles möglich, da können sich sogar Fußballspieler outen. Okay, die USA sind auch ein bisschen größer und bieten offensichtlich genügend Spielraum jedes Jahr neue geoutete LGBT zu finden. Die müssen auch nicht unbedingt immer prominent sein wie zum Beispiel Roland Emmerich. Nein, es gibt auch Alltagshelden wie ein schwuler Praktikant, der das Leben der Abgeordneten Gabrielle Giffords rettete. Oder eine Transgender-Schülerin, die an ihrer Schule feierlich zur Prom-Queen gekrönt wurde.

Die selbst ernannten Top 100 hat das Magazin abgelichtet und auf seiner Website in einer schicken Galerie veröffentlicht.

Angelika

Ein sehr herzlicher Gast ist heute mit mir im Gespräch. Sie ist seit acht Jahren die Leiterin der Gruppe für Eltern, Angehörige und Freunde Homosexueller in Würzburg. Früher hat sie auch mal für den Verein Pro Familia gearbeitet. Durch ihre psychologische Beratung mit Schwerpunkt auf Homosexualität und die Verarbeitung desselbigen beschäftigt sich Angelika auch außerhalb der Elterngruppe mit dem Thema. Dabei hat sie gemerkt, dass Angehörige oftmals vergessen werden, wenn es ums Outing geht. Das war mit ein Grund dafür, dass sie letztes Jahr das Buch Bitte liebt mich, wie ich bin geschrieben hat. Vier Familien erzählen darin von ihren Eindrücken und Gefühlen, als sich ein Familienmitglied geoutet hat.

Angelika ist in Bayern für ihre Arbeit bekannt; sie ist dort Ansprechpartnerin für Mütter, die mit Schuldgefühlen nicht zurecht kommen. Obwohl sie durch ihre Arbeit ständig mit Schwulen zu tun hatte, kam sie nie auf die Idee ihr eigener Sohn könnte es auch sein. Sie ist aus allen Wolken gefallen, als er eines Tages mit genau dieser Botschaft zu ihr kam. „Hilfe, mein Sohn ist schwul“ war der erste Gedanke. Schnell fand sie Hilfe bei ihren schwulen Freunden und raufte sich mit ihrem Sohn Philipp zusammen, den sie bedingungslos liebt.

Die Politik gibt sich zwar Mühe, macht aber noch zu wenig für die Anerkennung Homosexueller. Das Thema geht politisch nur dann durch die Presse, wenn ein Politiker sich outet. Hier gibt es also großen Nachholbedarf, sagt Angelika.

LGBT sind keine Randerscheinung

In Irland gibt es eine Organisation, die sich besonders mit 14 bis 23jährigen beschäftigt. Sie hilft beim Coming Out, wenn es irgendwo harken und knirschen sollte. BeLonG To geht aber noch einen Schritt weiter. Sie richten ihr Hilfs- und Beratungsangebot bewusst auch an die Eltern. „Wie soll ich mich als Mama oder Papa verhalten, wenn ich glaube, dass mein Kind schwul oder lesbisch ist? Soll ich es ansprechen? Vielleicht ist es ja auch nur eine Phase, die bald vorbei geht.“ Diese Unsicherheiten will BeLong To aus dem Weg räumen. Die Organisation engagiert sich auch in Schulen und anderen Orten, wo Aufklärungsarbeit nötig ist und das Leben von ungeouteten LGBT leichter macht.

Dass wir keine Randerscheinung sind, zeigt die „Stand Up!“-Kampagne. Sie holt LGBT in die Mitte der Gesellschaft – man muss uns nicht in Film und Fernsehen suchen, wir sitzen neben euch auf der Parkbank, im Bus. Sind mit euch auf Konzerten, im Stadion oder nehmen eure Bestellung bei McDonald’s auf.

An sieben Tagen machen sich jährlich viele junge Leute in Irland bereit und setzen sich für ein besseres Miteinander ein, dass es jedem erlaubt angst- und vorurteilsfrei mit seiner Sexualität umzugehen. Bei der Aktion sind letztes Jahr auch vier Videos entstanden, zwei davon will ich hier vorstellen. Im ersten Video erzählen LGBT wie und wann sie gemerkt haben, dass sie nicht der Norm entsprechen. Im zweiten Video kommen heterosexuelle Freunde dazu und erinnern sich gemeinsam an die Reaktionen beim äußeren Coming out.